Wäsche waschen in Amerika: Alltagsunterschied

Wäsche waschen in Amerika

Wenn es eine Sache in meinem amerikanischen Alltag gibt, die nervt, dann ist es Wäsche waschen! Wäsche waschen in Amerika ist ein Albtraum. Dass amerikanischen Waschmaschine und Trockner oft Kleider kaputt machen, habe ich schon vor zwei Jahren berichtet.  Was hat sich seitdem verändert? Ich habe eine neue Waschmaschine gekauft, sortiere noch akribischer als vorher und habe mich auf manche Waschmittel festgelegt.

Preiswerte Markenklamotten zum Wegwerfen?

Zu jedem Urlaub in den USA gehört ausgiebiges Shopping. Nike, Hollister, Gap, alle amerikanischen Marken sind günstiger in den USA als in Europa.

Aber meine ekstatischen Gefühle vor amerikanischen Schaufenstern sind längst weg. Warum? Wenn man hier lebt, versteht man es schnell: Läden haben immer reduziert. Wenn man die Rabatte von heute verpasst, dann gibt es schon neue übermorgen.

Dann gibt es noch die Outlet Centers, große Einkaufsmeilen außerhalb der Städte, wo Marken die Vorsaison-Kollektionen und Restposten zum halben Preis verkaufen. Oder auch Standardware mit minimaler Macke, wie bei Le Creuset. Le Creuset und GAP sind Paradebeispiele, wie man Schnäppchen machen kann.

Ich habe kürzlich eine Kapuzenjacke für meinen Sohn im GAP-Outlet gekauft. Neupreis: 34,95$, Outletpreis: 25,95$. Bezahlt habe ich am Schluß knapp über 10$.

Ich habe eine Theorie: [tweetthis display_mode=”box”]Amerikanische Waschmaschinen und Trockner machen mit Absicht Klamotten kaputt[/tweetthis] damit sie immer wieder nachgekauft werden müssen.

Das Ganze erklärt, warum Klamotten in den USA billiger sind. Wären sie teurer, würde ein komplettes Business Modell zusammenbrechen: Kunden würden bessere Waschmaschine und Trockner kaufen; Klamotten würden länger halten; Ramschladen verschwinden; Geschäfte zu machen; Arbeitslosenzahl steigen; etc.

Catherine, eine deutsche pingelige Hausfrau?

Manche meinen, ich sei mit meiner Wäsche pingelig. Das mag sein. Es stimmt, dass ich es nicht mag, wenn schmutzige Kleider schlecht sortiert sind. Zu meinen fünf Wäschekörben, nach Farben sortiert, habe ich nun einen neuen Korb für Kleider mit Elastan.

Ganz ehrlich, ist es nicht lächerlich eine Waschmaschine nur für wenige Kleiderstücke zu nutzen?? Aber so rette ich überdurschnittlich viele Klamotten im Vergleich zu meinen Anfängen in den USA.

Meinetwegen, okay, ich gebe es zu: ich bin mit meiner Wäsche pingelig. Um so größer war der Schock, als ich hier in den USA anfing zu waschen. Kleider, die nach dem Waschen genau so schmutzig waren wie davor. Farben, die unheimlich schnell ausbleichten. Schlimmer noch, plötzlich waren Löcher in T-Shirts und Pullis.

Dr. Beckmanns Rezept für saubere Wäsche

Wussten Sie, dass ich jahrelang in Deutschland für Dr. Beckmann, den Fleckenspezialist, gearbeitet habe? Bei diesem Kunden habe ich alles über Flecken, Sortieren, Vorbehandlung und vieles mehr gelernt. Dr. Beckmanns Rezept für saubere Wäsche gibt folgendes vor: Chemie + Mechanik + Zeit + Temperatur = fleckenfreie, gut riechende Wäsche.

Die Chemie steht für’s Waschmittel. Mechanik steht für die Behandlung von Flecken vor dem Waschen sowie das Drehen der Wäschetrommel. Temperatur sowie Zeit sind selbsterklärend. Alle gefleckte oder einfach schmutzige Kleider werden sauber, wenn diese vier Faktoren richtig kombiniert werden.

Wäsche waschen in Amerika – ein erster kultureller Schock!

Meine erste amerikanische Waschmaschine, ein Toplader wo die Wäsche von oben eingefüllt wird, hatte drei Waschprogramme: kalt, warm und sehr warm. Da die Tür sich beim Laufen aufmachen ließ, konnte ich die Wassertemperatur selbst überprüfen.

Das Wasser läuft wie aus dem Wasserhahn, also wird es bei „sehr warm“ nicht wärmer als beim Spülen. Ein großer Unterschied zu deutschen Waschmaschinen. Da wird das Wasser auch aus dem Hahn genommen, aber anschließend auf die richtige Temperatur erhitzt. In Amerika wird das Wasser oft nicht wärmer als 40°C.

Eine Leserin aus Wichita, Texas, hat mich allerdings darauf hingewiesen, dass sie kein Problem beim Waschen hat. Wie sieht es denn bei euch aus? Bitte nicht vergessen im Kommentar zu erwähnen, wo sie genau in den USA leben!

Kaum Mechanik in Toplader

Toplader sind in Frankreich sehr beliebt, da sie weniger Platz in der Küche oder dem Badezimmer nehmen. Sie haben jedoch nichts gemeinsam mit ihren amerikanischen Verwandten. Nicht nur, dass amerikanische Toplader doppelt so groß wie die in Frankreich sind, sondern funktionieren sie auch ganz anders.

Es gibt keine Wäschetrommel, sondern nur ein offenes Fach mit einer Säule in der Mitte. Die Wäsche kann darin nicht richtig durch gerüttelt werden.

Wäsche waschen in Amerika, das Land wo “Time is money”

Nach 30 Minuten war das Waschen fertig! 30 Minuten! Ich habe zuerst gedacht, ich hätte vergessen auf den Startknopf zu drücken und habe noch einmal gewaschen. Irgendwann mal habe ich in meinem Bekanntenkreis nachgefragt. Und doch, 30-35 Minuten dauert das Standard-Waschprogramm. Und wenn es mal schnell (!) gehen soll, dann nur noch 15 Minuten.

Chemiekeule Waschmittel

Um das Scheitern von Mechanik, Zeit und Temperatur zu kompensieren, hauen die Amerikaner mit der Chemie um sich. Waschmittel greifen Farben und Faser an. Bleiche wird zugefügt. Kein Wunder, dass die T-Shirts schnell ausleiern und löchrig werden.

In meinem alten Post zum Thema Wäsche waschen in Amerika, haben mich Leser gefragt, welche Waschmittel ich in Amerika nutze. Hier ist meine Liste:

– Weißwäsche: Tide Free and Gentle Liquid Laundry Detergent

– Helle Buntwäsche (gelb, rot, grün, blau): Cheers Laundry Detergent

– Dunkle Buntwäsche (schwarz, dunkleblau): Woolite Dark Laundry Detergent

Trockner sind auch ein Albtraum

Chemie + Mechanik = Löcher? Wahrscheinlich reicht das nach einiger Zeit aus, um die Faser zu beschädigen. Allerdings tragen Trockner auch massiv dazu bei. Trockner sind auch ein Albtraum.  Und warum? Da wären wir wieder: es muss alles schnell gehen, auch  Trocknen. Amerikaner drehen also der Temperaturregler hoch.

Ich hasse meinen Trockner noch mehr als meine erste Waschmaschine. Kann mir irgendjemand hier draußen in Amerika einen guten Trockner empfehlen??

Consumer Reports heißt das amerikanische Stiftung Warentest

Damals in 2013, habe ich drei Stunden lang die Testergebnisse für Waschmaschine in Consumer Reports studiert. Ich habe schließlich eine amerikanische Waschmaschine gekauft, mit der ich rundherum glücklich bin.  Meine Whirlpool ist keine Miele, aber sie wäscht zuverlässig. Es ist ein Whirlpool Duett, Modell WFW70HEB2H.

Das Wort zum Schluß überlasse ich Steve Jobs

“It turns out that the Americans make washers and dryers all wrong. The Europeans make them much better – but they take twice as long to do clothes! It turns out that they wash them with about a quarter as much water and your clothes end up with a lot less of detergent on them. Most important, they don’t trash your clothes. They use a lot less soap, a lot less water, but they come out much more cleaner, more softer, and they last a lot longer.”

Das sagt der Mann, der Qualität und Design über alles liebte,  und der eine Miele Waschmaschine kaufte. Danke Steve Jobs!

Foto credit by © Serhiy Kobyakov

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  1. says: Jette

    Bin gerade auch in Amerika für eine Weile und habe die gleichen ersten Schockerlebnisse gehabt, dass Lieblingsklamotten in herrlichen Farben, die schon viele Wäschen in Deutschland wunderbar überstanden hatten, hier nach der ersten Wäsche erkennbar ausgebleicht waren. Trotz Colorwaschmittel… Habe übrigen die gleichen Waschmittel, wie Du sie nutzt. Doch selbst bei dem angeblich farbschützenden Cheer muss ich sagen, dass knallige Farben nicht wirklich geschützt werden.

    Und bzgl. Temperatur? Mein Mann, langjährig erfahren mit vielen USA-Tripps und Waschmaschinen, meint: Tap Cold=kalt wie aus dem Hahn, also evtl. auch sehr kalt; Cold=ca.20; Cool=30; Warm=40; Hot=mindestens 60 Grad. Irgendwie war ich jedoch nach einigen Waschladungen Erfahrung nicht so recht überzeugt.

    Dein Artikel hat mir jetzt endlich Erleuchtung gebracht. Ich habe soeben die Maschine beim Waschen aufgemacht und die Temperatur des Waschwassers mit der Hand getestet. Und war entgeistert, dass das Wasser bei der Einstellung “Warm” nicht mal handwarm war… Herrje, ich mag über das Thema Pilze und Bakterien gar nicht nachdenken…

    Was den Trockner angeht: Alles, was Kunstfaser enthält neigt dazu, aufzuladen und habtisch erkennbar an Qualität zu verlieren. Und ganz langjährig in regelmäßiger Nutzung befindliche Shirts, die schon wirklich viel überstanden haben, sind mir hier gleich beim ersten Mal eingelaufen. Ich habe tatsächlich jüngst überlegt, mir einen klassischen Wäscheständer zu kaufen…

    Danke für den erleuchtenden Blogeintrag und herzliche Grüße!

  2. says: Jan

    Das ist eine interessante Theorie. Ich war schon einmal in Amerika, habe aber nicht selbst gewaschen. Ich hab damit also noch keine Erfahrungen gemacht.
    Beste Grüße,
    Jan

    1. says: Catherine

      Ich würde sie provokativ nennen! Amerikaner legen weniger Wert auf Qualität bei Alltagssachen als wir, nicht desto trotz mögen sie es gute deutsche Autos zu fahren (wenn sie es sich leisten können!)

  3. says: Lisa Jiardini

    Sehr interessaant! Ich war damals erstaunt als ich in Deutschland gewohnt habe wie lange es gedauert hat die Waesche zu waschen und auch wie kraeftig die Maschine geschleudert hat! Aber die Resultate waren fabelhaft! Sehr sauber!

    1. says: Catherine

      Danke Lisa für’s Teilen. Gab es auch andere Sachen, bei denen Sie gestaunt haben? Wie schnell Fahren auf die Autobahn? Oder die Ladenöffnungszeiten? Sprudelwasser und Schwarzbrot? ????